Sowohl die Ziele der in 2016 im Referendum bestätigten Energiestrategie 2050, als auch globale Herausforderungen und Push-Faktoren im Kontext der Dekarbonisierung und Demokratisierung von
Energiesystemen erfordern umfassende Transformationen des Schweizer Energiesystems. Dabei sind, obwohl die allgemeinen Ziele wie eine signifikante Senkung des Energie- und Stromverbrauchs pro
Person oder eine ebenso signifikante Erhöhung der Produktion inländischer erneuerbaren Energien klar definiert sind, sowohl die Form der Transition als auch die potenziellen Endszenarien noch weitgehend offen – von einem Smart-Grid, welches stark mit anderen Sektoren wie zum Beispiel den Transportsektor verkoppelt ist, bis hin zu einem schweizweiten Supernetz mit einigen grossen Kraftwerken an geographisch und infrastrukturell günstigen Standorten sind die meisten Optionen noch offen.

Trotz aller Unsicherheiten kann jedoch erwartet werden, dass die
gegenwärtig stark dezentralisierte, föderalistische Struktur des Energiesektors zumindest teilweise erhalten bleibt. Die fast 650 lokalen Energieversorgungsunternehmen (EVUs) bilden das Rückgrat des Sektors, und sind über die gesamte Wertschöpfungskette der Energieversorgung, von Generation über Transmission hin zu Services und Infrastrukturmanagement tätig. Abhängig von ihrer Grösse, den verfügbaren Ressourcen und verwendeten Geschäftsmodellen stellt die Energietransformation die EVUs vor kleinere und grössere Herausforderungen, welche im Ernstfall sogar die fortlaufende Existenz einiger EVUs betreffen. Einige davon betreffen die interne Struktur und institutionelle Logik der Unternehmen, andere sind jedoch an externe Faktoren gebunden, wie zum Beispiel branchenfremde «Quereinsteiger»,
welche für die «neue Normalität» eines transformierten Energiesektors kritisches Wissen und Fähigkeiten mitbringen, oder die Erwartungen und Anforderungen von / an gekoppelte Sektoren. Nebst all dieser Risiken beinhaltet die Energietransformation aber auch eine Vielzahl von Chancen
für lokale EVUs – einerseits die Möglichkeit, das eigene Geschäftsmodell zu überdenken und sich auf Kernbereiche zu fokussieren, in denen kritische Wettbewerbsvorteile existieren, anderseits auch die Vorteile einer starken Einbindung in lokale sozial-ökonomische und infrastrukturelle Kontexte, welche eine Grundvoraussetzung für dezentralisierte, lokal optimierte Transitionen ist. Diese Einbindung verschafft lokalen EVUs einen signifikanten Wissensvorteil sowohl bezogen auf die eigenen wissens- und ressourcenbezogenen Möglichkeiten als auch auf ein gutes Verständnis lokaler Nutzerprofile und -Erwartungen.

Um diese Vorteile auch in der Praxis umsetzen zu können, ist es für EVUs von höchster Wichtigkeit, transformativ zu agieren statt zu reagieren – die Makrotrends der Energietransition sind insbesondere für kleinere, lokale EVUs kaum beeinflussbar, wohl aber die eigene Position bezogen auf diese Trends. Während grössere Unternehmen im Rahmen von Forschungskooperationen
mit der Wissenschaft, Pilotprojekten und «early adopter» Kundengruppen ihre Möglichkeiten ausloten und Voraussetzungen für künftige Innovationen schaffen, müssen kleinere EVUs mit limitierten Ressourcen wirtschaftlich und agil vorgehen um mit begrenztem Aufwand Wissen zu erlangen. Ein Forschungsschwerpunkt des international institute of management in technology (iimt) befasst sich mit der Entwicklung eines solchen Tools – eines «Transition Canvas» für dezentralisierte Energietransitionen. Aufbauend auf der Logik des Business Model Canvas sowie des Lean Innovation Canvas und mit Anwendung von Konzepten aus der Transitions- und Transformationsforschung, soll das «Transition Canvas» EVUs die Möglichkeit bieten, ihre eigene Position in Kontext von Transitionswegen (Transition Pathways) zu bestimmen sowie, falls notwendig oder gewünscht, ihr Geschäftsmodell über die einzelnen Schritte der Energieversorgungs-Wertschöpfungskette hinweg zu evaluieren und anzupassen. Während die theoretische Entwicklung des Canvas bereits läuft, ist das Projekt für Praxispartner derzeit noch offen. Den Praxispartnern bietet sich die einmalige Chance, in die weitere Entwicklung des Tools durch Kollaborationen in Form von Fokusgruppen, Fall- und Pilotstudien sowie Forschungsprojekten eingebunden zu sein. Interessierte EVUs sind eingeladen, das iimt für einen ersten Austausch zu kontaktieren!

IIMT – Kompetenzzentrum im Bereich Management der Technologie
Das iimt ist ein Kompetenzzentrum im Bereich Management der Technologie und bietet nicht nur innovative Forschung, sondern seit 25 Jahren exzellente Weiterbildung an. Es entwickelt zukünftige «Game-Changer», welche einen entscheidenden Einfluss auf die Gesellschaft haben,
technologiegetriebenen Herausforderungen begegnen und Lösungen für zukünftige Problemstellungen in einem globalen Geschäftsumfeld liefern. Das iimt bietet ein inspirierendes Umfeld für exzellente Weiterbildung und Spitzenforschung. Wir beraten Sie gerne und würden uns freuen, Sie am iimt zu begrüssen.

www.iimt.ch

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